Samstag, 12. Dezember 2009

Danach



Heute Nacht habe ich meine Mutter im Traum besucht. Das Kuscheln, das die letzten 3 Monate unmöglich war, musste ich doch irgendwie nachholen. Jetzt bin ich endlich wieder zu Hause...

Freitag, 11. Dezember 2009



Tag 65



Heute Nacht begann meine Blase neben dem Katheter herauszubluten. Durch den Blasenkatheter ging keine Flüssigkeit mehr durch. Nachdem Herr Dr. diensthabende Arzt den Katheter getauscht hatte, verlor ich eine Unmenge an Blut und der Katheter war sofort wieder verstopft. Beim Ultraschall wurde festgestellt, dass ich einen 7x7 cm großen Koagel in der Blase hatte. Eine Operation hätte das Problem beseitigt. Allerdings war ich zu schwach dafür.

Nahc 3 Blutkonserven, dem Reduzieren der HF auf 0 Entzug und einer Steigerung des Noradreanalins auf 4ml / Stunde, war ich wieder ein bisschen stabiler. Um 6:30 rief Herr der Arzt meine Eltern an, um ihnen von meiner dramatischen Verschlechterung zu erzählen.

Meinen Brüder wollten trotzdem noch in die Schule gehen und so kamen meine Eltern kurz nach 09:00 zu mir auf die Station. Nachdem sie mich gesehen hatten, überredeten sie die Ärzte, die HF, den Blasenkatheter, die Magensonde, das EEG und alle nicht für die Sedierung notwendigen Massnahmen langsam zu beenden. Die diensthabende Schwester half mir liebevoll wieder einigermaßen menschlich auszusehen und eine Schwester von der Transplantationsstation zeichnete mir einen Energiekreis mit allen Erzengeln, der mir den Weg in den Himmel erleichtern sollte...

Eine Ärztin aus dem Tranplantationsteam meinte, dass die Ärtze viel über meinen Weg gesprochen hätten und daraus die Erkenntnis gezogen hätten, dass man auch bei einem frühen isolierten ZNS Rezidiv schon beim ersten Mal transplantieren sollte. Mein Tod sollte also nicht vergeblich sein. Irgenwie klang das viel tröstlicher, als die Ansicht eines anderen Arztes, dass diese Probleme ja beim 3. Rezidiv vorhersehbar waren. (Fragt sich nur, warum sie mir trotzdem die volle Ladung Chemotherapie zugemutet haben...) ...

Meine Mutter sagte, dass ich wohl jetzt gerne "Lass mich Ruhe" sagen würde, wie ich es mit 3 Jahren oft getan hatte. Langsam beruhigte sich mein Puls von 142 und auch der Mitteldruck, der Anfangs noch auf 56 war, wurde immer schwächer. Um 13:00 kam Doris und gab mir bei der letzten Ölung und beim Licht aller 4 Adventkerzen und eines Lichtes am Kopfende meines Bettes zwei wunderschöne Texte mit auf den Weg, wohin mich mein Weg führen würde und dass ich immer in meiner Familie und allen Menschen, die mich lieben, weiterleben werde. Den letzen Text musste die Oberschwester zu Ende lesen, weil auch die Seelsorgerin sehr traurig war.

Kurz darauf rief meine Vater meine Brüder an und bat sie, doch zu mir zu kommen, obwohl ihnen das sicher schwer gefallen ist. Nachdem er sie von der U6 abgeholt hatte, spielte mir Philipp Musik aus seinem iPod vor, die ich sicher auch gerne auf meinen iPod kopiert hätte, aber dafür war keine Zeit mehr. Daniel und Philipp ölten mir dann doch Kopf und Bauch, der hart und riesig geschwollen war, ein, obwohl Philipp meinte, dass er an diesen Hokuspokus eigentlich nicht glaube. Es war schön - irgendwie ein bisschen wie zu Hause....

Nachdem Papa und meine Brüder bei Mc Donalds waren, fuhr Daniel nach Hause und Philipp und Papa kamen zu mir zurück. Auch Doris kam mich nochmals besuchen und alle sprachen über mein Begräbnis, wie er wohl am schönsten für mich wäre. Doris versprach uns zu unterstützen. Als Doris um 16:45 gehen wollte, beschloss ich, sie zu begleiten. Innerhalb weniger Sekunden halbierte sich mein Puls von 85 auf 42. Danach ging alles sehr schnell. Alle Ärzte und Schwestern kamen zu mir. Mama sagte, dass sie mich lieb habe, dass ich gehen dürfe und dass ich in den Himmel fliegen und beim Morgenstern auf sie warten solle.

Als mein Puls zwischen 0 und 17 kurz hin und her pendelte, rief Daniel Papa an. Jetzt war ich tot - Mama sagte, dass die Zeit stillsteht, wenn das Herz eines Kämpfers aufhört zu schlagen. Mama, Papa und Philipp küssten mich zum Abschied und der Arzt drehte die Beamtmung ab. Von einer Sekunde auf die andere hörten meine Nasenflügel auf zu vibrieren, mein Gesichtsausdruck verwandelte sich von enttäuscht zu entspannt und es kehrte absolute Stille ein.

Alle waren furchtbar traurig, weil sie mich verloren hatten und fielen sich in die Arme. Auch die Schwestern und Ärzte hatten sich verabschiedet und waren traurig, dass ich gehen musste und auf Station 1A wurde eine echte Kerze für mich angezündet. (normal waren ja nur elektrische erlaubt...)

Philipp, Mama und Papa nahmen noch 1 1/2 Stunden lang Abschied von mir. Keiner wollte so richtig glauben, dass ich fort war. In dieser Zeit trat viel Flüssigkeit aus meinen Blutgefäßen ins Gewebe aus und meine Gesicht und mein Bauch wurden wieder so breit, wie am Angfang auf der Intensivstation. Auch mein Körper begann nun langsam auszukühlen und wurde noch bleicher - aber immer noch gelb. Meine Familie musste nach Hause gehen und die Schwester begann mich zu waschen....

Donnerstag, 10. Dezember 2009



Tag 64



Heute bestellte Mama wieder 2 teure ätherische Öle (Engelswurz und Immortelle), um mich damit zu massieren. Leider würde das mindestens bis Samstag dauern....

Eigentlich taten mir die täglichen Massagen mit Johanniskrautöl, Rosmarinöl, Wacholderöl und Geranienöl sehr gut. Mein Blutdruck und mein Puls stabilisierten sich dadurch ohne Noradranalin sehr gut. Aber eigentlich war das heute ja gar nicht notwendig, da ich ohnedies schon einen Puls von 112 und einen Blutdruck von 85 hatte.

Aber durch das Massieren roch es immer angenehm und Mama hatte die Möglichkeit mich zu berühren.

Seit gestern waren auch die Blutungen aus Blase und Magen fast weg und ich bekam wieder Eiweiss mit Morosaft gemischt über die Magensonde. Mama freute sich sehr über die Verbesserung und bat mich, schon um 17:00 gehen zu dürfen, da Philipp heute seine Weihnachtsfeier im Theresianum hatte. Nachdem ich ganz friedlich ohne EEG oder Pulsschwankungen auf diese Nachtricht reagierte, nahm Mama das als Zustimmung und Auftrag auf, sich auch um meine Brüder kümmern zu dürfen.

Bevor mich Mama besuchte hatte sie eine neue Wochenparkkarte gekauft und meine Lieblingsärztin aus der Nachbehandlungsambulanz getroffen, die sie in der Absicht bestärkte heute früher zu gehen und die meinte, dass ich meinen Weg gehen würde, dass ich ein ganz besonders starker Kämpfer sei und dass sie sich keine Sorgen zu machen bräuchte. Und so war es auch....

Mittwoch, 9. Dezember 2009



Tag 63



Heute bekam ich wieder eine Plamapherese, um meine Leber beim Abbau das Virostaticums zu unterstützen, das ich wegen meiner Adenovireninfektion bekommen musste, die sie im Übrigen dadruch gut in Schach halten konnten. Nur leider schwächte das wieder mein Knochenmark und die Leukozyten sanken auf knapp über 1000. Deshalb bekam ich wieder Neupogen, was sich schlecht auf meine Blutdruck auswirkte. Mein Puls ging auf 132 als die Palsmapherese abgehängt wurde und Gott sie Dank stabilisierte sich alles wieder, als die HF angehängt wurde und die Heizdecke zurückgedreht wurde - aber natürlich nicht ohen die üblichen Spiele mit Noradrenalin rauf und runter. (Doris sagt immer, sie haben mir schon wieder die Sauna aufgedreht, wenn mein Puls und meine Körpertemperatur so ansteigen)....

Donnerstag, 3. Dezember 2009



Tag 57



Der Nikolo kam heute zu mir und Doris stellt meine Hausschuhe vor die Tür, damit er auch etwas hineintun konnte. Mama verpasste ihn leider, weil er während der Pflege kam, bei der Mama immer das Zimmer verlassen musste....